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Norderney Inside

03.07.2025
Tomke Zilles

Norderneyerin Tomke Zilles ausgezeichnet

Die Norderneyerin Tomke Zilles ist eine der 17 Prüfungsbesten des Jahres 2024 im Friseurmeisterhandwerk. Wie die Handwerkskammer Düsseldorf mitteilt, wurde im Rahmen der Meisterfeier die Norderneyerin Zilles ausgezeichnet. 925 Meisterinnen und Meister der Handwerkskammer Düsseldorf erhielten am vergangenen Wochenende ihren Meisterbrief.

Und sie hat auf ihrer Heimatinsel einen langgehegten Traum umgesetzt – einen Wohlfühlort sowohl für Insulaner als auch für Touristen auf Norderney zu schaffen. Seit Oktober 2023 hatte sie Pläne für einen eigenen Salon mit einem kleinen Concept Store. Der Weg dorthin erwies sich als etwas schwieriger als gedacht, doch im April 2025 konnte sie schließlich in der Langestraße 25 eröffnen. Hinter ihr liegt eine anstrengende Zeit, in der der Umbau des Salons – vieles machte sie, auch mit Hilfe der Familie, in Eigenleistung – absolute Priorität hatte. Jetzt freut sich darauf, auch mal wieder etwas mit der Familie und Freunden zu unternehmen oder einfach nur eine Runde mit dem Hund am Strand spazieren zu gehen.

Tomke Zilles

 Tomke Zilles hat in diesem Jahr in der Langestraße 25 ihren Salon eröffnet. Foto: Katja Brandt

Pressereferentin Frauke Kerkmann Tomke Zilles porträtiert:

Tomke Zilles stammt von der Insel Norderney und ging dort bis zur 10. Klasse zur Schule. Wie alle Inselkinder musste sie aufs Festland wechseln, um ihre Schullaufbahn fortzusetzen und machte im Juni 2019 ihr Abitur am Ulrichsgymnasium in Norden. Während der Schulzeit auf Norderney hatte sie bereits Praktika gemacht – bei einem Maler, Elektriker und Friseur – und in Minijobs in der Gastronomie und im Einzelhandel gearbeitet. Aber das Wichtigste: Sie wurde in einer Handwerker-Familie groß, denn „sowohl mein Opa als auch meine Mutter sind beide Malermeister und mein Vater ist KFZ-Meister“, sagt Tomke Zilles nicht ohne Stolz.

Von der Nordsee an den Rhein

Für die Ausbildung ging es dann weit weg – von der Nordsee an den Rhein: Die junge Frau absolvierte von September 2019 bis Juni 2022 ihre Friseurausbildung bei „Dammer und Macher – die Friseure“ in Düsseldorf. Sie hatte sich bei zwei Salons in Düsseldorf beworben und diese bei Probetagen kennengelernt. Letztendlich, so Zilles, habe sie sich für den Salon entschieden, welcher sich mehr wie eine kleine Familie angefühlt hat: „Von Anfang an hat man gemerkt, dass es um mehr als nur die Dienstleistung ging. Es ging immer um das Zwischenmenschliche. Der Kunde sollte sich abgeholt und verstanden fühlen.“ Auch fachlich hat der Betrieb sie offenbar gut ausgebildet, denn schon bei der Gesellenprüfung gehörte sie zu den Besten und wurde 2022 beim Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks 3. Kammersiegerin.

Kurze Zeit später entschied sich Tomke Zilles, eine Fortbildung als Maskenbildnerin anzuschließen. Während der schulischen Ausbildung bei „die Maske – Köln“ arbeitete sie parallel in ihrem ehemaligen Ausbildungsbetrieb und nach dem Abschluss noch ein weiteres halbes Jahr. Und sie fasste einen Entschluss: „Währenddessen habe ich schon den Drang verspürt, wieder in die Heimat nach Norderney zurückzukehren und für mich selbst beschlossen, dass ich mich selbstständig machen möchte.“

Zurück in die Heimat

Somit war der Weg für sie klar: Sie musste, bevor es zurück in die Heimat ging, erst noch ihren Meister machen. Dies wäre natürlich auch in Ostfriesland möglich gewesen, aber ständig auf das Festland zu pendeln, war für sie keine Option. Deshalb begann sie, eineinhalb Jahre nach der Gesellenprüfung, bei der Friseurschule Harder in Duisburg mit der Meisterfortbildung in Vollzeit.

Für ihr Meisterprüfungsprojekt musste Tomke Zilles ein Damen- und ein Herrenmodell passend zum Thema – „Monster High“ (Puppen, die wie Monster aussehen) – umstylen. Das heißt Komplettveränderung sowohl in Schnitt als auch Farbe bei der Dame, inklusive Make-up und Nageldesign, Neuhaarschnitt mit passendem Styling beim Herrn. Beide Modelle sollten außerdem entsprechend eingekleidet werden, sodass sie das Thema noch besser verkörperten.

Dass sie als Jahresbeste abschließen würde, hat die 24-Jährige selbst überrascht: „Mein Ziel ist es immer gewesen, sowohl im Salon als auch in Prüfungen, mein Bestes zu geben – und scheinbar hat sich genau dies bewährt.“ „Wenn ich rückblickend auf meinen Werdegang schaue, bereue ich keine meiner Entscheidungen und würde es genauso noch einmal machen.“

Im Laufe ihrer Jugend hatte Tomke einige Ideen, was sie später einmal werden könnte – etwa, Malerin zu werden und den Betrieb ihrer Mutter zu übernehmen. Auch Konditorin war etwas, was sie interessierte. Bis sie, nach eigenen Worten, Make-up für sich entdeckt habe. Zu diesem Zeitpunkt war sie etwa 13 Jahre alt und „seitdem wusste ich eigentlich, was ich machen wollte. Mein Wunsch war es, Make-up Artist zu werden.“

Von da an wurde es konkret: Eine Maskenbildnerin, mit der sie sich unterhalten hatte, empfahl ihr, zunächst eine Friseurausbildung zu machen, und auch ihre Mutter riet ihr dazu. In der Ausbildung merkte sie dann, dass sie auch Spaß daran hatte, Haare zu machen und ihr dies auch besser lag als gedacht.

Gerade die langen Termine im Salon mag die junge Friseurmeisterin, im Farbbereich fühlt sie sich am wohlsten. Natürlich könne auch ein neuer Haarschnitt viel bewirken, erklärt Zilles, aber jemanden „mit ein wenig Farbe zu einem ganz neuen Menschen machen zu können“, das sei schon etwas sehr Besonderes.

Menschen glücklich machen

Das wohl Beste an ihrem Beruf sei, Menschen glücklich zu machen. Die Gespräche mit den Kunden und später das Lächeln erfülle sie und zeige ihr, dass der Friseurbesuch so viel mehr sei als Haareschneiden. „Manche unserer Kunden erscheinen uns nach einer gewissen Zeit eher als Freunde, mit denen man durch das Leben geht.“

Und wer nicht so eine klare Vorstellung davon hat, was er nach der Schule anfangen soll? Die Friseurmeisterin rät dazu „einfach mal ein wenig herum zu probieren“ und vielleicht zwei oder drei Praktika zu machen, verschiedene Berufe auszuprobieren und zu schauen, was einem am besten liegt. „Nicht jeder weiß auf Anhieb, was er später einmal machen möchte, und das ist vollkommen normal“, findet sie. Und macht Mut zum eigenen Weg: „Es muss nicht unbedingt das BWL-Studium sein. Es gibt so viele Möglichkeiten. Man sollte sich nicht von irgendwem drängen lassen und – so merkwürdig es vielleicht klingen mag – sich nicht an Freunden aus der Schule orientieren! Jeder sollte seinen Weg unabhängig wählen.“

Gute Perspektiven

Umso mehr, als die Zukunftsperspektiven im Handwerk gut sind. Unbedingt, fügt die Jung-Unternehmerin hinzu, sollten Handwerksberufe in unserer heutigen Gesellschaft noch mehr gewürdigt werden: als genauso attraktive Jobs wie jene, in denen ein Studium vorausgesetzt wird. Aus ihrer Sicht hat sich das Image des Handwerks verbessert; gleichzeitig benennt sie klar, wo noch etwas zu tun wäre: zum Beispiel in der Ausbildung, wo sie mehr Respekt und Förderung für die Azubis einfordert – und dass sich mancher Ausbilder von veralteten Methoden lösen müsse. Persönlich wäre sie nicht abgeneigt, eines Tages selbst auszubilden.

Im Friseurhandwerk habe sich vieles getan, doch müsse sich noch mehr ändern, sagt Tomke Zilles, und gibt zu erkennen, dass sie die Situation in ihrem Gewerk aufmerksam beobachtet. „Unser Beruf wurde schon früher von vielen nur belächelt, weil man ja angeblich nicht viel können muss als Friseur.“ Doch Friseurinnen und Friseure bilden sich konstant fort, besuchen Schulungen und investieren viel Zeit, um die Ansprüche ihrer Kunden zu erfüllen.

Dass notwendige Preisanpassungen teilweise auf Unverständnis stießen, beklagt sie. Fordert aber auch mit Nachdruck: „Wir sollten für die Zukunft schauen, dass der Beruf attraktiv ist für die jungen Leute, sodass es wieder mehr Nachwuchs gibt. Wir müssen die Preise für unsere Unternehmen individuell kalkulieren, außerdem muss der Aufwand hinter gewissen Dienstleistungen den Kunden besser erklärt werden. Dann können wir hinter unserer Arbeit stehen und stolz auf den Beruf sein.“ – Ein Beruf, so Zilles, in dem man Chemikerin, Rezeptionist, Therapeutin, Künstler und noch mehr sei. Apropos Kunst: Kreativ ist die Norderneyerin übrigens nicht nur „von Berufs wegen“ – vor kurzem hat sie wieder angefangen zu zeichnen und zu malen.

Beitragsbild: Bei der Meisterfeier in Düsseldorf (von links): Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) Jörg Dittrich, Landesarbeitsminister Karl-Josef Laumann, Tomke Zilles und Handwerkskammer-Präsident Andreas Ehlert. Foto: Wilfried Meyer

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