News von Norderney

30.12.2015
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Baltrum ohne Zeitung

Baltrum Juist

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Norderney – Juist/Baltrum – In der ehemaligen DDR gab es ein Tal der Ahnungslosen. Dank Internet und Fernsehen bleibt Baltrum dieses Schicksal erspart!

Letzten Montag war das Wetter am Morgen sehr gut, später zog allerdings Nebel auf, die Sicht wurde immer schlechter. Eigentlich nicht tragisch, für die Versorgung mit den aktuellen Tageszeitungen auf der kleinsten Ostfriesischen Insel schon.

Die Inselflieger versorgen Juist und Baltrum mit den wichtigen Dingen des täglichen Bedarfs wie vorbestellte Medikamente und Tageszeitungen. Der kleine Versorgungsflieger landet zunächst auf Baltrum und dann auf Juist.

Am Montag ging es beim Entladen auf Baltrum wohl etwas hektisch zu – die Zeitungen wurden vergessen. Bemerkt wurde dies beim nächsten Stopp auf Juist – ein kurzer Rückflug mit erneuter Landung war leider nicht möglich, da sich die Sicht erheblich verschlechtert hat. Baltrum blieb ohne Tageszeitungen.

Herausforderung Inselleben: Die schwierige Versorgungssituation auf Baltrum

Die ostfriesische Insel Baltrum gilt als das „Dornröschen der Nordsee“ – idyllisch, autofrei und mit nur rund 500 Einwohnern ein beliebtes Ziel für Erholungssuchende. Doch hinter der malerischen Fassade verbirgt sich eine wachsende Herausforderung: die Versorgungssituation auf der kleinen Insel wird zunehmend schwieriger. Insbesondere in den Wintermonaten, aber auch während der Saison, stoßen Bewohner und Gäste immer wieder an Grenzen.

Abhängigkeit vom Festland

Baltrum ist wie alle Ostfriesischen Inseln stark vom Festland abhängig. Lebensmittel, Baumaterialien, medizinische Güter und viele andere Waren müssen per Fähre oder Frachtschiff angeliefert werden. Die Überfahrt ist tideabhängig und kann bei Sturm oder Niedrigwasser ausfallen. Besonders im Winter kommt es regelmäßig zu Lieferengpässen – Supermarktregale bleiben leerer als gewohnt, frische Produkte sind Mangelware.

Medizinische Versorgung

Ein weiteres Problem stellt die medizinische Versorgung dar. Zwar gibt es auf Baltrum eine Arztpraxis, doch diese ist nicht durchgehend besetzt. Fachärztliche Behandlungen oder Notfälle erfordern oft einen Transport aufs Festland – was bei schlechtem Wetter oder nachts zur echten Herausforderung werden kann. Auch Apotheken gibt es auf der Insel nicht; Medikamente müssen bestellt und geliefert werden.

Infrastruktur und Handwerk

Handwerksbetriebe sind rar gesät, größere Bau- oder Reparaturarbeiten müssen häufig von Firmen vom Festland übernommen werden. Das bedeutet Wartezeiten und höhere Kosten – nicht zuletzt wegen der Transportlogistik über das Wattenmeer.

Post, Pakete und Onlinehandel

Auch die Zustellung von Post und Paketen gestaltet sich schwierig. Viele Onlinehändler liefern gar nicht erst auf die Insel oder verlangen hohe Versandkostenaufschläge. Für Insulanerinnen und Insulaner ist das Bestellen im Internet daher oft keine Selbstverständlichkeit.

Auswirkungen auf den Alltag

Für die Bewohnerinnen und Bewohner von Baltrum bedeutet dies: Flexibilität, Geduld und Improvisationstalent sind gefragt. Wer auf der Insel lebt, muss Vorräte anlegen, Termine gut planen und sich auf Verzögerungen einstellen. Für ältere Menschen oder Familien mit Kindern können Engpässe besonders belastend sein.

Tourismus als Chance – aber auch Risiko

Während der Saison steigt die Zahl der Menschen auf Baltrum um ein Vielfaches an. Dann müssen Supermärkte, Gastronomie und Dienstleister noch mehr Waren vorhalten – was die Logistik zusätzlich erschwert. Gleichzeitig bietet der Tourismus Arbeitsplätze und sorgt dafür, dass bestimmte Angebote überhaupt existieren können.

Lösungsansätze

Um die Versorgung zu verbessern, setzen Gemeinde und Betriebe auf Kooperationen mit dem Festland sowie digitale Lösungen (z.B. Telemedizin). Auch nachhaltige Ansätze wie lokale Landwirtschaft oder gemeinschaftlich organisierte Lieferdienste werden diskutiert.

Die schwierige Versorgungssituation auf Baltrum ist ein Spiegelbild vieler kleiner Inseln weltweit: Abgeschiedenheit bringt Lebensqualität – aber auch Herausforderungen im Alltag. Wer hier lebt oder Urlaub macht, lernt schnell den Wert von Zusammenhalt, Organisationstalent und Gelassenheit zu schätzen.

Quellen: Erfahrungsberichte von Insulanern, Berichte regionaler Medien (z.B. Ostfriesen-Zeitung), Informationen des Baltrumer Gemeinderats.

Quelle facebook, Foto facebook

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