News von Norderney
Kultur
15.09.2010Maigret kam bis Neuschanz
Maigret am Strand
Viele finden in ihrem Norderneyurlaub endlich mal wieder Zeit zum Lesen. Der Strandkorb ist der ideale Platz, um sich windgeschützt in ein Buch zu vertiefen. Für einen Krimifan ist die Neuauflage (teilweise Neuübersetzung) aller Maigret Romane des Diogenes Verlages eine echte Herausforderung. Der Urlaub an der See kann der Anlaß für den Anfang des Lesemarathons sein. Die fünfundsiebzig Bände sind jeweils 120 bis 200 Seiten dick und können – wenn nichts dazwischenkommt – an einem Tag ausgelesen sein.
Simenon – der Krimigott
Simenon in Holland
Der Autor hat auch eine gewisse Nähe zur friesischen Küste und Landschaft: als passionierter Segler befuhr er in den 20erJahren des vergangenen Jahrhunderts die Niederländische Küste und in Delfzijl soll ihm die Figur des Maigret eingefallen sein (1). Die kleine niederländische Küstenstadt hat Maigret 1966 mit einem Denkmal gewürdigt, Simenon selbst hat es eingeweiht. Seine Reise führte ihn 1929 von Belgien bis zur Ostsee, die Wahrscheinlichkeit, daß er sich auf seinem Weg auch auf Norderney aufhielt ist groß.
Maigret auf Norderney?
Kommissar Maigret streift im Roman allerdings nur kurz unsere Gegend. Im Band 3 ´Maigret und der Gehängte von Saint-Pholien” beschreibt er die Atmosphäre auf dem Bahnhof von Neuschanz um 1931:
“Der Bahnhof Neuschanz liegt nämlich ganz im Norden Hollands an der Deutschen Grenze. Es ist ein unbedeutender Bahnhof. Neuschanz selbst ist nicht einmal ein Dorf und liegt an keiner wichtigen Linie. Nur morgens und abends verkehren hier Züge: für die deutschen Arbeiter, die, von den hohen Löhnen angelockt, in niederländischen Fabriken tätig sind……….” (2) Auf Norderney kann man die Romane in der Buchhandlung Lübben in der Strandstraße und in der Buchhandlung Eilts in der Jann-Berghaus-Straße kaufen. Bestellungen brauchen einen Tag. In der Bibliothek im Conversationshaus gibt es auch Simenon, der Kurgarten mit seinen kostenlosen Strandkörben bietet sich zum Schmökern an.
(1) Dabei war Maigret anfangs nur eine Schnapsidee seines Erfinders Georges Simenon. Der 26-jährige Belgier aus Lüttich ankerte 1929 mit seinem Boot im holländischen Delfzijl und hatte einige Genever intus: “Da sah ich, ein wenig schläfrig, allmählich die mächtige, unbewegliche Statur eines Mannes sich abzeichnen, der mir einen rechten Kommissar abzugeben schien“, erzählte Simenon später. Und weil es auf seinem Boot so ungemütlich feuchtkalt war, genehmigte er seinem sympathischen Helden für dessen Pariser Büro erst einmal einen alten Kanonenofen. – Die Welt online, 27.01.08 Krimi, George Simenon der Vater von Maigret, Hendrik Werner
(2) Simenon, Maigret und der Gehängte von Saint-Pholien (Maigret unter den Anarchisten), Diogenes Taschenbuch, Zürich 2008, ISBN 978257238037, Sämtliche Maigret Romane in 75 Bänden, Band 3