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Norderney Inside
14.07.2022Neuer Vormann bei den Seenotrettern
Bei den Seenotrettern auf Norderney gab es einen Wachwechsel: Heiko Erdwiens ist neuer Vormann bei den Seenotrettern. Er hat das Amt von Peter Henning übernommen. Nach dem Wachwechsel bei den Seenotrettern auf Norderney leitet nun ein gebürtiger Borkumer die Station der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) auf der zweitgrößten ostfriesischen Insel.
Echtes Inselkind
Wie die Seenotretter mitteilen, ist Heiko Erdwiens ein echtes Inselkind. „Er ist dort geboren und aufgewachsen, wo sich andere hinträumen: auf Borkum.“ (Nunja, andere träumen sich vielleicht nach Norderney, muss man da natürlich hinzufügen.)
Nordsee als Abenteuerspielplatz
Für den jungen Heiko war der Strand „eine riesige Sandkiste und die Nordsee ein unendlich großer Abenteuerspielplatz“, so die Mitteilung. „Früh nimmt ihn sein Onkel, der Seenotretter Christian Erdwiens, mit, wenn er mit seinem Motorboot ausläuft. Die ungezählten Stunden auf See lassen bei Heiko Erdwiens eine tiefe Sehnsucht nach dem Meer heranreifen.“ Diese seien auch der Ursprung für sein großes Wissen über die gefährlichen Seegatten zwischen den Ostfriesischen Inseln, den dortigen Untiefen und Sandbänken. Seit dieser Zeit habe Heiko Erdwiens eines verinnerlicht: Verliere nie den Respekt vor der gewaltigen Kraft der Natur.
Liebe zur See
Ohne die frische Brise der Nordsee kann er auch heute nicht auskommen: „Die Liebe zur See steckt einfach von klein auf in ihm, genauso wie seine enge Verbundenheit mit den Seenotrettern.“ Bereits als 14-Jähriger steigt er bei ihnen ein, muss sich allerdings noch zwei Jahre gedulden, bevor er mit ihnen rausfahren darf. Und dann wird der damals auf Borkum stationierte Seenotrettungskreuzer Alfried Krupp für ihn zu einem zweiten Zuhause: „Ich habe sehr viele Dienste an Bord übernommen, auch weil mein damaliger Chef sehr kulant war“, erinnert sich 38-Jährige.
Seit 2006 auf Norderney stationiert
Als der gelernte Klempner im Frühsommer 2006 mal wieder „stempeln“ muss, weil die Arbeiten an den Häusern auf der Insel während der Feriensaison ruhen, hört er von einer freien Stelle auf der DGzRS-Station Norderney. Und wenige Wochen später steht der Quereinsteiger erstmals als fest angestellter Seenotretter an Deck des Seenotrettungskreuzers Bernhard Gruben.
Heiko Erwiens hat sein Hobby zum Beruf gemacht: „Ich mag meine Arbeit, ich tue etwas Gutes. Es macht mir einfach unheimlich viel Freude, anderen Menschen zu helfen.“ In seine neue Rolle als Vormann habe er sich schnell eingefunden: Mit großer Leidenschaft und Freude leite er die Station und er kann dabei jederzeit seinen Vorgänger Peter Henning um Rat fragen.
Vorgänger stammt aus Neuharlingersiel
Auch Peter Henning ist ein Kind der Nordseeküste. Der 57-Jährige lebt seit seiner Geburt im malerischen Fischerdorf Neuharlingersiel. Das geschäftige Treiben am Hafen mit den ein- und auslaufenden Kuttern, dem Möwengeschrei und dem Geruch nach frischem Fisch prägen ihn früh, berichten die Seenotretter.
Als Junge sei er wie viele andere Kinder aus dem Ort oft im Wattenmeer zwischen dem Festland und den Inseln mit dem Motorboot unterwegs gewesen, um Makrelen zu angeln. Mit 16 Jahren fing er eine Ausbildung zum Fischer an, schloss die Meisterschule erfolgreich ab und machte sein Kapitänspatent.
Fast zehn Jahre lang hat Peter Henning in der Deutschen Bucht kistenweise Plattfische und Granat gefangen, bevor er als Schiffsführer beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) anheuerte. Dort steckte er gemeinsam mit seinen Kollegen unter anderem Prickenwege ab, versorgte die Baustellen auf See mit Material und hielt Außentiefs für den Schiffsverkehr frei.
Nach zwei Jahrzehnten auf den NLWKN-Schiffen suchte er eine neue Herausforderung und fand diese 2011 bei den Seenotrettern auf Norderney. Da kannte er deren Arbeit bereits seit vielen Jahren aus seinem langjährigen freiwilligen Engagement auf der DGzRS-Station in seinem Heimatort.
Peter Henning erlebte viel auf See, bis er schließlich vor kurzem aus gesundheitlichen Gründen für immer von Bord des Seenotrettungskreuzers Eugen gehen musste – mit Wehmut, aber auch mit vielen Erinnerung an erfolgreiche Einsätze.
Rettung von fünf Mädchen
Besonders im Gedächtnis geblieben sei ihm die Rettung fünf stark unterkühlter Mädchen in buchstäblich letzter Sekunde. Im Mai 2008 waren die Zehn- bis 14-Jährigen bei einer Wattwanderung in Lebensgefahr geraten. Noch heute sieht und spricht er sie gelegentlich, wenn sie wie damals auf dem Campingplatz in Neuharlingersiel direkt hinterm Deich ihren Urlaub verbringen – „ohne uns wäre das nicht mehr möglich“, sagt er nachdenklich. Auch wenn er nun nicht mehr als Rettungsmann rausfahren kann, bleibt Peter Henning im Herzen ein Leben lang Seenotretter.
Beitragsbild: Das Haus der DGzRS im Norderneyer Hafen ist Wohnort für die Seenotretter. Von hier sind sie in Nullkommanichts auf der Eugen startbereit.