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Norderney Inside
21.10.2021Neuinsulaner – was manchmal nervt!
Für Neuinsulaner ein kleiner “Inselknigge”.
Vorweg: Auf unserer Insel leben – und die meisten schon lange – Insulaner. Diese müssen sich mit Festländern mischen, sonst kommen die Neugeborenen bald nur noch mit 11 Fingern auf die Welt! Auf Norderney ist der Zuzug eigentlich kein großes Problem, es mischt sich schon ganz gut und auch schon seit Jahrzehnten. Neue Inselbewohner sind willkommen. sie bringen neuen Schwung und andere Ansichten und Erfahrungen mit. Etwas nervig sind sie aber die Neuinsulaner, die oft ….
Eine kleine Auflistung über Sachen die nerven können:
1. Seemannsohring
Ja, es gibt anscheinend die Tradition, sich als Mann einen goldenen Ring mit den eigenen Initialen ins Ohr zu stecken, damit man – falls man als unbekannter Seemann angeschwemmt wird – ein ordentliches Begräbnis bekommt. Seemannsohringe
Dies ist auf eine alte Fischertradition zurückzuführen. Wahrscheinlich die gleiche Tradition, die uns im Winter veranlasst den Möwen die Füße gelb anzumalen, die Muscheln zu waschen und für die nächste Saison Sand am Strand auszustreuen………
Aber es ist ja auch ganz nett anzusehen und hat was von Lokalkolorit. Nur muss man eine Illusion zerstören: Ein Seemannsohrring macht noch keinen Insulaner. Die meisten Seeemansohringe werden übrigens von Zugezogenen getragen.
2. Fahrradklingel
Die Insel ist im Sommer voll mit Menschen / Gästen. Die Gäste fahren vermehrt Fahrrad und wissen oft auch nicht so genau wo sie hinwollen. An einem bedeckten Augustvormittag mit lauter Klingel in der Jann Berghaus Straße sich den Weg freizumachen ist ein no-go.
Echte Insulaner wissen dass und fahren dort erst gar nicht lang. Als Insulaner ist man Gastgeber und hat Nachsicht mit den Gästen, die sind halt oft etwas desorientiert und erkennen gar nicht, dass die Straße vor der Volksbank keine Fußgängerzone ist.
Recht haben und durchsetzen zu wollen führt im Straßenverkehr, nicht nur auf Norderney, zu großen Konflikten!
3. He und Du
Norderneyer grüßen sich untereinander mit He und nennen sich beim Vornamen. Das Du bekommt man nicht angeboten, das ist obligatorisch. Das He bekommt man angeboten!
Nur wenn man als Neuinsulaner mit He gegrüßt wird kann man erwidern. Dies ist ein ungeschriebenes Gesetz, eine Tradition.
Als Neuinsulaner sollte man zunächst bei Hallo und Sie bleiben, der Rest kommt schon – es dauert nur ein wenig (10 Jahre sollte man schon Geduld haben).
4. Besserwisser
Der Mond am Hafen von Norderney
Nur weil man auf der Insel lebt, lebt man noch lange nicht hinterm Mond! Viele Neuankömmlinge wissen viele Sachen sehr gut, aber wir machen unsere Sachen eigentlich schon ziemlich lange auch recht gut. Im Laufe der Jahre hat man auch schon viele Neuinsulaner in kurzer Zeit kommen und gehen gesehen.
Tipps sind oft willkommen, manchmal sollte man mit seiner Expertise aber auch etwas zurückhaltender sein.
5. Wohnraumforderung
Wenn man könnte würde man direkt am Central Park in New York, am Tegernsee mit Seezugang, an der Binnenalster in Hamburg oder im Grunewald in Berlin wohnen. Dies geht aber irgendwie nur schlecht, weil es dort halt wahnsinnig teuer ist. Da werden einfach keine Wohnungen zu sozialen Mietpreisen angeboten….. hhhmmmm.
Auf Norderney gibt es aber die WBN (Wohnungsbaugesellschaft). Mit Fleiß, Glück und Ausdauer kann man adäquaten Wohnraum zu vertretbaren Preisen anmieten. Zugegeben ist dies etwas schwierig, aber die Insulaner arbeiten dran. Die Forderung nach billigem Wohnraum für jeden, der auf Norderney wohnen möchte, ist verständlich aber nicht machbar.
Niemand hat das Recht Wohnraum direkt am Starnberger See für 10,- € pro qm zu erhalten. Falls dies gewünscht wird, müßte man mal den Erich Honecker reaktivieren. In Berlin ist man auf dem besten Weg dahin, vielleicht mal nachfragen wie das geht. 🙂
Ja, es braucht Geduld, Zeit und Durchhaltevermögen bis man als Insulaner so wohnt wie man möchte. Man sollte auf Norderney aber auch mal dankbar dafür sein, dass die Stadt Norderney und die Inselpolitik anders als auf Sylt für seine Insulaner sorgt.
6. Gästebashing
Seit über 50 Jahren im Sommer voll – der Nordstrand
Die Insel lebt von den Gästen! Wenn die Insel voll ist können die touristischen Unternehmen Geld verdienen, Angestellte beschäftigen und Steuern bezahlen. Letztlich leben dann davon auch die Beschäftigten in etwas tourismus-ferneren Wirtschaftsbereichen wie Forschung, Soziales, Schulen, Handwerk usw. usw..
Eine 6000-Seelen-Gemeinde ohne Tourismus hätte sicherlich kein Talassozentrum wie das Bade:haus, keine so hervorragende Auswahl an Restaurants, tolle Veranstaltungen wie das Summertime Festival usw. Als Insulaner profitiert man daher in vielerlei Hinsicht vom Tourismus.
Als Insulaner kennt man die neuralgischen Punkte und Zeiten. Wenn man im Sommer an den Strand möchte fährt man halt um 17:00 Uhr zum FKK Strand. Wenn man seinen Einkauf machen möchte geht man halt am Sonntag um 09:00 zu Penny…
Was nicht geht ist sich im Sommer am Nordstrand über die vielen Gäste zu beklagen!!! Auch wenn die Straßen, der Strand, die Restaurants, das bade:haus voll sind: Ein echter Insulaner freut sich darüber!!!!