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Politik
30.04.2018Kurmittelhaus Abriss im Herbst
Kurmittelhaus Abriss im Herbst – Zur Zeit steht von dem 1966/67 fertiggestellten Ensemble lediglich noch das Kurmittelhaus, das Verwaltungsgebäude (Westtrakt) und die überdachten Wege sind bereits abgerissen worden. Der dazugehörige Schutt blieb noch ein paar Jahre liegen und wurde, nachdem die Kostenfrage geklärt war entsorgt.
Nun haben die politischen Gremien der Insel beschlossen, das Kurmittelhaus im Herbst ebenfalls abzureißen. Etwas besorgt war man über einen eventuellen Einwand des BUND, da sich mittlerweile seltene Fledermäuse in der Ruine angesiedelt haben.
Kurmittelhaus / Westflügel – jahrelanger Anblick / Bauschutt
Abriss Fehlentscheidung?
Bis heute erzeugt der “etwas spontane” Abriss des Verwaltungsgebäudes unter den Insulanern immer noch Kopfschütteln. Es sollten damals Fakten geschaffen werden, damit dem Bau eines Fünf Sterne Hotels und dem Umzug der Kurverwaltung und eine damit verbundene Renovierung des Bazargebäudes nichts im Wege steht.
Der jahrelange Anblick des Schuttberges machte das politische Versagen aber für alle täglich sichtbar. Man beschloss, zunächst einen Bauzaun als Sichtschutz um das Gelände zu errichten und die Entsorgungskosten in den städtischen Haushalt einfließen zu lassen. Den Abriss des verbliebenen Gebäudeteils sollten die zukünftigen Investoren des Hotelprojektes tragen.
Kurmittelhaus 2018 – 50 Jahre alt
Fakt ist, dass durch den spontan Teilabriss eine mögliche Zwischennutzung ausgeschlossen wurde und seit nunmehr über 15 Jahren eine Ruine am Kurplatz steht. Das Kurmittelhaus hat es im Januar dieses Jahres sogar in die NDR Reihe “Verlassene Orte” geschafft – ein mehr als zweifelhafter Ruhm.
Kurmittelhaus und Verwaltungsgebäude
1873 wurde hinter dem Konversationshaus das Vorgängergebäude zum Kurmittelhaus errichtet. Das Warmbadehaus war sozusagen der Kern und der Beginn der Thalassokuranwendungen. Die Anwendungen sind bis heute eigentlich ähnlich geblieben – man reibt sich mit Schlick ein, wartet ein wenig und spült diesen wieder ab. Das Wambadehaus wurde 1964 abgerissen und im Mai 1965 konnte das Richtfest des neuen Gebäudes gefeiert werden, welches 1967/68 vollständig fertiggestellt wurde.
Kurmittelhaus – Rohbau
Neben umfangreichen und modernen Kuranlagen (viel Technik!) gab es einen Kurgarten mit Brunnen und überdachten Wegen. Die Verwaltung des Staatsbades übernahm den Westflügel mit ausreichend Büros und Sitzungssälen.
Kurmittlehaus – Westflügel / Verwaltungstrakt
Es wurde das modernste und größte Kurmittelhaus an der Nordsee. Architektonisch angelehnt waren die Gebäudekomplexe an das Bauhaus – gradlinige Strukturen, viel Licht, viele Fenster. Aus heutiger Sicht hätte der Denkmalschutz wohl genügend Argumente gegen den Abriss gehabt.
Kurmittelhaus – Model Gesamtkomplex
Kosten
Wie es aussieht, bleiben die Kosten für den Abriss des gesamten Komplexes nun bei der Stadt Norderney oder einer stadteigenen Gesellschaft hängen. Geplant war, die Kosten für die Bereitstellung eines “baufertigen” Grundstückes dem zukünftigen Erwerber des Grundstückes in Rechnung zu stellen.
Durch den spontanen Abriss ausgerechnet des Gebäudeteils, welches man am leichtesten hätte zwischennutzen können und das jahrelange Desaster um das Fünf Sterne Hotel sind erhebliche Mehrkosten entstanden, die schlichtweg nirgends refinanziert werden können.
Auch hätte man durch eine Zwischennutzung nicht nur die Raumnot der Stadt- und Kurverwaltung lindern können, sondern auch noch zusätzliche Einnahmen generiert. Glücklicherweise sprudeln zur Zeit die Steuer-, Kurtax- und Mieteinnahmen der Stadt und Kurverwaltung, die Not scheint nicht zu groß zu sein.
Kurmittelhaus – Innenhof Treppen