News von Norderney
Norderney Inside
31.08.2020Schipp up Strand
Der Alarm „Schipp up Strand“ ging in der Nacht zu Montag bei der Norderneyer Wehr und bei den Seenotrettern ein. Beim Einsatz konnten zwei Personen gerettet werden.
Wenn auf Norderney früher der Ruf „Schipp up Strand“ durch die Gassen ging, dann ließen die Insulaner alles stehen und liegen. Denn wenn ein Schiff auf dem Strand liegt, ist Gefahr in Verzug.
Die Retter der Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger versammelten sich am Bootsschuppen, zogen ihre Korkwesten über das Ölzeug und ließen das Ruderboot Fürst Bismarck zu Wasser. Heute sind die Retter mit hochmodernen Motorbooten ausgestattet.
Während die Retter ihr Leben riskierten, um Segler gesund an Land zu bringen, standen andere Insulaner interessiert am Strand. Denn wenn ein Schiff nach einer Havarie am Strand lag, dann gab es meist etwas zu holen.
Plünderungen
Manche Schiffe waren nach kurzer Zeit ausgeräumt. Das Inventar fand sich in den Norderneyer Häusern wieder. Das ist natürlich alles heute anders. Plünderungen gibt es nicht mehr. Und die havarierten Segler oder Motorbootfahrer bekommen Hilfe so schnell es geht.
Die Yacht „Miloy II“ treibt in der Brandung. Fotos: Feuerwehr Norderney
Einsatz der Retter
In der Nacht zu Montag ging um 23.10 Uhr ein Alarm bei der Freiwilligen Feuerwehr Norderney ein. Wie die Feuerwehr mitteilt, war gemeldet, dass ein Schiff in Höhe der Weißen Düne auf dem Strand liegen solle.
An der Einsatzstelle sahen die Einsatzkräfte das Schiff in den Wellen schaukeln. Das Segelboot „Miloy II“ trieb bei ablaufenden Wasser in der Brandung vor dem Strand.
Rettungskreuzer im Einsatz
Der Seenotrettungskreuzer Eugen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) war bereits im Einsatz. So konnten sich die Helfer gut ergänzen.
Update (Pressemitteilung der DGzRS):
Gegen 22.50 Uhr meldete sich der Skipper einer rund zehn Meter langen Segelyacht unter schwedischer Flagge über den international einheitlichen UKW-Sprechfunk-Not- und Anrufkanal 16 bei der Seenottleitung der DGzRS. „Er war schwer zu verstehen, wir konnten zunächst nicht herausfinden, was vorgefallen war, wo sich das Boot befindet und wie viele Menschen an Bord sind“, berichtet Gerd Schwips, Vormann der Eugen, deren Besatzung den Notruf ebenfalls mitgehört hatte.
Schwach machten die Seenotretter in einem weiteren Funkspruch einen Hinweis auf den Strandabschnitt Weiße Düne an der Nordküste Norderneys aus. Die Eugen lief umgehend aus und nahm Kurs auf das vermutete Unglücksgebiet. Gegen 23 Uhr meldete der Skipper der Segelyacht Grundberührung, wenige Minuten danach saß das Boot auf dem Strand. Die Seenotretter alarmierten die Feuerwehr Norderney.
20 Minuten später fand die Eugen den Havaristen auf dem Strand an der Weißen Düne. Der Seenotrettungskreuzer konnte den Havaristen in nord-nordöstlichen Winden um fünf Beaufort, aber etwa 2,5 Metern Restdünung nicht mehr erreichen. Mit dem leistungsstarken Suchscheinwerfer führten die Seenotretter die Feuerwehr zum Strandungsort. Die beiden Segler hatten sich aus eigener Kraft an Land retten können. Weitere Menschen seien nicht an Bord, gaben sie gegenüber der Feuerwehr an. Der Landrettungsdienst kümmerte sich um sie.
Der Einsatz für die Kameraden war gegen halb zwei Uhr morgens beendet.
21 Kameraden
Die Insel-Feuerwehr war mit drei Fahrzeugen und 21 Kameraden im Einsatz. Anschließend ging es für die Ehrenamtlichen zurück zum Feuerwehrhaus am Wasserturm.
Nun stand noch die Reingiung der Fahrzeuge an. Und nach etwa zwei Stunden ab Alarm konnten die Feuerwehrleute ihren Einsatz beenden. Wie gut, dass es auf der Insel so großartige Ehrenamtliche gibt.
Untiefe Sandbänke
Das Gewässer rund um die Ostfriesischen Inseln ist nicht ohne. Erfahrene Segler kennen die Untiefen. Andere begeben sich leicht in Gefahr.
Auf der Online-Seite www.fahrtensegeln.de ist zu lesen: „Die Ansteuerung erfolgt nordöstlich über das Dovetief oder westnordwestlich über das Schluchtertief. Beide Ansteuerungen sind betonnt und führen an untiefen Sandbänken vorbei.
Die tatsächliche Betonnung kann von den Kartenangaben abweichen, weil die Tonnen oftmals nach neuen Gegebenheiten umgesetzt werden. Bei beiden Fahrwassern ist mit seitlich versetzender Strömung zu rechnen.
Die Ansteuerung nach Norderney ist bei guter Sicht und guten Wetterverhältnissen wegen der ausgetonnten Fahrwasser nicht problematisch.
Schwierig wird es besonders bei Niedrigwasser und gleichzeitig starken nördlichen Winden. Dort kann dann – wie überall in den Seegatten – eine sehr ruppige See entstehen. Ein Anlaufen bei Dunkelheit ist wegen der recht geringen Befeuerung nicht zu empfehlen.“