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Tourismus

06.11.2013
orkantief

Windstärke 17 – Krisenmanagment

Windstärke 13 bis 17

Norderney – Der Orkan Christian hat es wieder gezeigt: für die Insel reicht die herkömmliche Beaufortskala einfach nicht aus. Der Orkan fegte mit amtlichen 150 Km/h über die Insel, wobei zu bedenken ist, daß die Station des Deutschen Wetterdienstes bei südwestlichen Winden im Lee der Stadt Norderney liegt. Der Spitzenwert von Borkum mit 191 Km/h ist mit Sicherheit auch irgendwo auf Norderney erreicht worden.

Norderney 11:40

Orkan Christian – Norderney 11:40 noch ruhig

Norderney 13:20

Orkan Christian – Norderney 13:20 Windstärke 14

191 Km/h sind 12 Windstärken, allerdings sind 118 Km/h auch 12 Windstärken – irgendwo ist da der Wurm drin.

Hilfe gibt die erweiterte Beaufortskala, auf der gilt die Windstärke 12 nicht mehr für alles über 117 Km/h, sondern nur noch für den Bereich 118 – 133 Km/h. Die erweiterte Beaufortskala endet mit der Windstärke 17, dies sind dann alle Winde über 202 km/h.

Nach der erweiterten Beaufortskala waren während des Orkans auf Borkum 17 Windstärken (182-202 Km/h) und auf Norderney 14 (150-166 Km/h).

Katastrophenmanagment der Schulen / Frisia

Nach dem Orkan mußten die beiden örtlichen Schulen viel Kritik einstecken, die Kinder wurden recht spät nach Hause geschickt – für viele Eltern unverständlich. Die eindeutige Warnlage hätte die Verantwortlichen dazu veranlassen müssen, die Schüler rechtzeitig vor dem Sturm nach Hause zu schicken, bzw. via Telefonkette von den Eltern abholen zu lassen – so die Meinung vieler.

Um 11:45 Uhr erreichte der Orkan mit voller  Wucht die Insel und spätestens ab da war es auf der Straße lebensgefährlich.

Frisia 1 im Orkan

Frisia 1 während des Orkans auf See

Auch daß die Frisia I mit Passagieren und Fahrzeugen gegen 11:45 Uhr noch von Norderney ablegte,  führte auf Norderney nur zu Kopfschütteln, das Schiff erreichte erst um 15:15 Uhr wieder einen sicheren Hafen. (Die Frisia I mußte ablegen, weil die ankommende Frisia IV eine sichere Anlegestelle brauchte – der zweite Fähranleger auf Norderney schien bei der Windrichtung wohl nicht geeignet).

Festzuhalten bleibt, daß die eindeutigen Warnungen des Deutschen Wetter Dienstes wohl nicht richtig ernst genommen wurden und man letztlich Glück gehabt hat, daß es nicht zu ernsthaften Personenschäden gekommen ist.

Problematik der erweiterten Beaufortskala: Link

4 Kommentare zu “Windstärke 17 – Krisenmanagment

  1. Moin auf die Insel,

    ich traute meinen Augen nicht, als ich die Frisia um 12.18h filmte; Richtung Juist, wo 170 km/h sicher gemessen wurden. Ich habe 133 km/h geschützt um 12.40h gemessen, kurz bevor erste Dächer wegflogen. Dann gegen 13h sah ich die Frisia IV im Orkan “kämpfen” und konnte es nicht fassen die Frisia I wieder vor Norderney zu sehen.

    Der Kapitän hat das Schiff ruhig gehalten; hat sich kilometerlang abfallen lassen (nein, eine “Rückkehr” wird abgestritten…und festgemacht hat das Schiff auch nicht; also keine “Rückkehr”, nur eine Zurückfahrt, rückwärts; Nase nach SW = “abwettern”; vorher quer rückwärts…).

    Es ist erfreulich zu lesen, dass die Frisia I drei Motoren hat, die keine Probleme machten; aber wenn….nun ja….

    Ich lese derzeit viel vom Germanischen Lloyd und höre Aussagen, dass die Schiffe “orkanfest” gebaut sind. Das muss man auch zur Kenntnis nehmen. Und ich lese und höre und spreche mit Menschen, die andere im schlimmsten Fall retten müssen, die sich aber nicht dazu äußern wollen, weil sie ja nicht vor Ort waren…; nun ja…

    Es ist zum Glück -fast nichts- passiert auf der Fähre; ein paar Schäden an den Autos….und von den 300 Menschen…hörte ich laut einer Mediendarstellung KEINE EINZIGE “Beschwerde”. Auf meine Gegenfrage, ob diese Auskunft von der Reederei kommt,….Schweigen bis jetzt…

    Ich bin mir sicher, dass es richtig ist, den Orkan Christian noch zu besprechen, vor allem was Schutzmaßnahmen bei derartigen Winden angeht. Diese Situation war für einige “neu” und in der Stärke und der Wucht nicht ganz vorhergesagt. Ein sogenannter “Sting Jet” war verantwortlich…; wobei bei angesagten mindestens 140 Km/h würde ich auch keine Fähre besteigen den Normalbürgern raten, zuhause zu bleiben…

    Mein Filmmaterial ist nun geschnitten und bei Interesse…können sich die Interessenten ein paar Sekunden Orkanfahrt auf Norderney ansehen…

    Danke auf die Insel, an die Kritischen, die Unkritischen und die, die immer ruhig bleiben; egal ob es 12 bft oder 17 hat;-)

    Schreibgruß
    Peter Tobies, Pfullingen
    http://www.pfullingen-wetter.de

  2. Die automatisch aus den Computer generierten Vorhersagen sagten für die Insel in der Spitze nur 90km/h vorher. Dabei besteht das Problem, im oberen Bereich vernünftig vorherzusagen (Beispiel: Bft 3-4 +/-2Bft stimmt in 80% aller Fälle).

    Die Vorhersage, daß etwa auf Borkum 190km/h und 30km weiter “nur” 137 sein werden ist sehr sehr schwierig. Deswegen schauen gerade bei diesen Wetterlagen Meteologen über die berechneten Vorhersagen und korrigieren sie, oft nach Erfahrungswerten, manchmal nach Gefühl, selten nach “Panikmuster”.

    Der DWD hat deswegen für die Deutsche Bucht eine Unwetterwarnung herausgegeben, die sich deutlich von der Computervorhersage unterschied. Und hatte damit recht. Meist basiert diese auf den Werten, die Stunden zuvor ein paar hundert Kilometer entgegen der Zugrichtung des Tiefs gemessen wurden (in Amsterdam ging 2h vorher die Post ab, glaubts mir…)

    Daß die Reederei den Betrieb nicht vorher eingestellt hat: nunja. Und die Warnung dürfte der Reederei vorgelegen haben. Die Fähren sind so gebaut daß sie solches Wetter abkönnen, zwar lassen sie sich dann kaum mehr in Ufernähe exakt manöverieren, aber auf dem Wasser überstehen sie das problemlos. Es sei denn die Maschine fällt aus, dann kann man nur hoffen, daß sie eher aufs Flach auflaufen als gegen die Inselbefestigungen gedrückt zu werden.

    Die Kapitäne haben korrekt gehandelt, aber da sie die letztliche Verantwortung haben, hätten sie vielleicht auch von sich aus den Betrieb einstellen sollen. Sind aber auch nur Menschen. Die Entscheidung, auf dem Wasser den Sturm gegenan abzuwettern war allemal besser als mit Querwind zu versuchen, im Hafen fest zu machen und ggf. Bruch zu bauen.

  3. Noch was: Im Endergebnis ist es egal ob es 12 oder 17 waren, es reicht eine starke Bö um Unheil anzurichten, da zählt also der Maximalwert und der lag wie geschrieben auf Ney bei 137, auf Borkum und Helloland 190, das hätte auch bei uns erreicht werden können und auch dann würde ich mich einer Fähre der Reerderei anvertrauen, dessen Kapitän nicht versucht, bei diesen Verhältnissen anzulegen.

  4. Rena Krause sagt:

    Moin,

    ich gehöre nicht zu den Unkritischen und finde es schlichtweg unverantwotlich! Da hilft dann auch der blöde Spruch nicht, de Kapitän will ja auch heil ankommen.

    Wie soll man da bitte noch vertrauen zu dem Unternehmen haben???? Für uns als Norderney Fans schon ein arger Wehrmutstropfen!!!!

    Gruß

    Rena Krause aus Hselünne

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