News von Norderney
Norderney Inside
24.05.2010Festland
Eine Kindheit auf Norderney ist schon etwas Besonderes. Solange der Aktionsradius noch klein ist, wird die gesamte Insel als geschützter, sicherer Raum empfunden. Der Horizont ist das Ende der Wahrnehmung, ebenso endet der kindliche Horizont am Weststrand, an der Meierei und am Hafen. Ein Ausflug mit dem Bus zum Leuchtturm ist eine gefühlte Weltreise.
Viele Dinge lernt man auf der Insel vielleicht deshalb etwas früher als auf dem Festland – Radfahren ist ab spätestens 4. Lebensjahr normal, in die Grundschule wird man nur bis zur zweiten Klasse begleitet, ab dann geht/fährt es allein. Zum Sportverein oder zu Freunden fährt man spätesten ab dem 8. Lebensjahr allein. Beachten muss man nur zwei Dinge: 1. nicht tiefer als bis zum Knie ins Wasser gehen und 2. wenn man ein Taxi sieht, so schnell wie es geht die Straße verlassen (das gilt auch für Zebrastreifen) – das reicht. Die Gefahren des Festlandes gibt es nicht, sollte man verlorengehen, weiß jeder, wo man hingehört.
Langsam merkt man als Heranwachsender aber, dass es da noch was anderes gibt – das Festland. Die ersten Reisen dorthin macht man mit seinen Eltern, später fährt man mit dem Sportverein oder der Schule rüber – zwar ohne Eltern, aber immer noch unter Insulanern und mit Betreuer. Ein wenig Aufregung ist immer dabei.
Irgendwann kommt der Tag, an dem man dann als Kind alleine (mit Freund – Freundin) aufs Festland fährt. Für viele ist das Ziel der ersten Reise der Pfingstmarkt in Norden. Pfingstmontag mit der 13.00 Uhr Fähre hin und um 18.00 Uhr zurück. In Zeiten ohne Handy auch ein Abenteuer für die Eltern, wenn der 10 jährige Sprößling mit gleichaltrigem Freund und 20,- DM in der Tasche (plus 10,- von Opa) ihnen von der abfahrenden Frisia zuwinkt.
Bislang sind alle Inselkinder glücklich und ohne Geld zurückgekehrt – das unsichere Gefühl auf dem Festland bleibt aber bei vielen. Das örtliche Reisebüro bietet jedes Jahr mehrere begleitete Gruppenreisen für Norderneyer an. Immer ein Erfolg und ausgebucht. Auf dem Festland sind Norderneyer halt gerne unter sich.