News von Norderney

Norderney Inside

21.03.2020
Polizeidurchsage 21. März

Gäste müssen die Insel verlassen

Bis Sonntag müssen alle Gäste die Insel verlassen haben. Spätestens mit der 18.15-Uhr-Fähre sollen die letzten Nichtinsulaner aufs Festland fahren. Heute fährt die Polizei durch die Straßen und gibt entsprechende Ansagen durch. Auch wenn es verständlich ist, dass viele die frische Luft am Meer genießen möchten, bleibt einfach keine Wahl. Denn die medizinische Versorgung auf Norderney ist für große Mengen Erkrankter nicht eingerichtet.

Saison hatte gerade begonnen

Nach einem langen Winter auf der Insel freuen sich die Norderneyer in jedem Jahr auf die ersten Frühlingsstrahlen, die den Start der Saison ankündigen. Viele Inselbewohner haben die Zeit vor der Saison noch für einen Urlaub genutzt, denn bis zum nächsten Winter ist dafür keine Zeit mehr. Denn jetzt wird alles für die Gäste vorbereitet. Die Insel ist bereit und freut sich auf die Gäste.
Restaurants und Cafés werden geputzt und neu gestaltet. Geschäfte öffnen nach der Winterpause. Viele Ferienwohnungen und Hotels sind frisch renoviert. Saisonkräfte werden eingestellt. Und die Mitarbeiter der Kurverwaltung bereiten die Strände vor.

Ab März wird es voll

Die Urlauber kommen inzwischen das ganze Jahr über nach Norderney. Doch erst ab März wird es so richtig voll. Rund 10000 Gäste waren Mitte März auf Norderney. Die ganze Insel lebt vom Tourismus, ebenso wie alle ostfriesischen Inseln und die Küstenorte.

Erster Fall am 11. März

Doch nun ist alles anders.
Auf Norderney tritt am 11. März ein erster Coronafall auf. Da es sich um die Mutter eines Kleinkindes handelt, wird der Kindergarten geschlossen. Am 16. März erklärt die Landesregierung, dass der Zugang für Touristen zu den Nord- und Ostfriesischen Inseln unterbunden werden soll. Veranstaltungen ab 100 Personen werden verboten.

Die Kurverwaltung sagt alles ab, schließt das Badehaus und das gerade wieder eröffnete Kino. Museum und Leuchtturm sind geschlossen. Schulen und Kindergärten bieten eine Notbetreuung an. Für den Publikumsverkehr gesperrt sind Rathaus und Verwaltung. Alle Gottesdienste, Proben und Trainingsstunden sind abgesagt. Stadt und Kurverwaltung richten eine Hotline ein – für Urlauber und auch für Vermieter.

Schließung von Kneipen und Geschäften

Und dann geht es Schlag auf Schlag: Es folgt die Schließung der Kneipen, Diskotheken und Geschäfte. Nur Lebensmittelgeschäfte und Bäckereien sowie Restaurants dürfen zu bestimmten Zeiten geöffnet sein. Die Restaurants müssen schließen und dürfen nur noch einen Außerhaus-Service anbieten.

Die Ärzte richten auf dem Parkplatz B ein Testzentrum in Containern ein. Die Insulaner sollen zuhause bleiben, Kontakt vermeiden. Gruppenbildung ist verboten. Nur Familien dürfen unterwegs sein. Noch ist der Strandspaziergang mit einem Abstand zu anderen erlaubt.

Abreise bis 22. März

Schließlich verkürzt der Landkreis auf Drängen des Bürgermeisters und der Ärzte die Frist für die Urlauber. Erst sollten sie bis zum 26. März die Insel verlassen haben. Jetzt müssen sie am morgigen Sonntag, 22. März, abgereist sein. Diese Regelungen trifft auch die Zweitwohnungsbesitzer und Camper. Die medizinische Versorgung auf der Insel kann für so viele Menschen einfach nicht gewährleistet werden. Zudem ist die Ansteckungsgefahr zu groß.

So steht nur ein Intensivbett im Inselkrankenhaus zur Verfügung. Und ein Transport erkrankter Menschen aufs Festland wäre kaum zu bewältigen.
26 Polizeibeamte werden die Insel-Polizei unterstützen und die Gäste und Zweiwohnungsbesitzer zum Verlassen der Insel auffordern. Letzter Termin für die Abreise ist die 18.15-Uhr-Fähre am Sonntag. Während die meisten Gäste bereits einsichtig und vernünftig abgereist sind, gibt es immer noch welche, die hier bleiben wollen. Am Dienstag, 17. März, waren noch rund 7000 Gäste auf der Insel.
Für die Norderneyer ist die Schließung der Insel eine Katastrophe. Fast alle Menschen sind vom Tourismus abhängig. Für viele geht es um die Existenz. Doch die Einsicht ist groß, dass die Maßnahmen notwendig sind.