News von Norderney

Natur

20.04.2024
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Pläne der Küstenschützer

Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer und Vertreter des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) informierten am Freitag über Pläne der Küstenschützer. Sie trafen sich im Rahmen eines Ortstermins in Harlesiel (Landkreis Wittmund). Thema des Treffens waren die Mittel und Schwerpunkte der Planungen der Küstenschützer für das kommende Sommerhalbjahr.

Turbulente Sturmflutsaison

Die 1,1 Millionen Menschen an der niedersächsischen Küste blickten auf eine „im Vergleich zum Vorjahr turbulente Sturmflutsaison“, so die Pressemitteilung des Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz zum Treffen. Zugleich stiegen durch die Folgen der Klimakrise die Herausforderungen für den Küstenschutz.

80 Millionen Euro für den Küstenschutz

Das Land intensiviere weiter seine Bemühungen rund um einen kontinuierlich verbesserten Schutz seiner Küsten, so Meyer. „Wir stellen – gemeinsam mit dem Bund – in diesem Jahr die Rekordsumme von über 80 Millionen Euro für den Küstenschutz auf dem Festland und den Inseln zur Verfügung.“

Beim Küstenschutz gelte das Vorsorgeprinzip, so Meyer. Das Vorsorgemaß ging bisher von 50 Zentimetern Meeresspiegelanstieg in 100 Jahren aus. „Jetzt erhöhen wir viele Deiche vorsorglich schon um das Klimamaß von 100 Zentimetern, was zu erheblich höheren Kosten im Küstenschutz führt.“

Sturm Januar 2022

15,7 Millionen Euro für die Ostfriesischen Inseln

15,7 Millionen Euro investieren Land und Bund in den Schutz der Ostfriesischen Inseln, so die Mitteilung. Dies sei deutlich mehr als im Vorjahr (5,7 Millionen Euro).

„Der erhöhte Mittelbedarf auf den Inseln ist eine unmittelbare Folge der jetzt abgeschlossenen, im Vergleich zum Winter 2022/2023 turbulenten Sturmflutsaison“, sagte Prof. Frank Thorenz, Leiter der für den Schutz der Ostfriesischen Inseln zuständigen NLWKN-Betriebsstelle Norden. Die Stelle ist weitgehend für den Küstenschutz auf den Ostfriesischen Inseln verantwortlich.

Sturm

Zwölf Stumfluten auf Norderney

Auf Norderney ereigneten sich nach Auswertung des Sturmflutwarndienstes des NLWKN zwischen Oktober und März zwölf, in Emden 15 und in Cuxhaven 13 Sturmfluten, darunter am 22. Dezember eine schwere Sturmflut. „Die jüngste Sturmflutsaison ist damit aus statistischer Sicht durchaus nicht ungewöhnlich, hat aber auf mehreren Ostfriesischen Inseln zu Sandverlusten und Dünenabbrüchen geführt, die wir durch gezielte naturbasierte Maßnahmen in den kommenden Monaten ausgleichen werden, um den Schutz der Inseln sicherzustellen“.

Verstärkung auf Langeoog

Unter anderem auf Langeoog seien durch Sturmfluteinwirkung an dem zuletzt im Jahr 2022 wiederhergestellten Verschleißköper vor der Schutzdüne am Pirolatal deutliche Verluste aufgetreten. Die Düne schützt Teile der Ortslage und das Wassergewinnungsgebiet der Insel. Der Verschleißkörper und der davor liegende Strand sollen im Laufe des Sommerhalbjahrs auf rund zwei Kilometer Länge mit einem Sandvolumen von 450.000 Kubikmeter verstärkt werden.

90.000 Kubikmeter Sand für Wangerooge

Auch auf Wangerooge kam es im Zuge der Sturmflutsaison zu Sandverlusten: An der Harlehörndüne sind im mittleren und südlichen Teil der Düne Erosionen am seeseitig gelegenen Verschleißkörper aufgetreten. Dieser war zuletzt 2017 neu errichtet worden. Er soll auf einer Länge von einem Kilometer mit knapp 90.000 Kubikmeter Sand verstärkt werden.

An den Nordostdünen, die den unmittelbaren Sturmflutschutz für den östlichen Teil des Inseldorfes bilden, sind an dem zuletzt im Jahr 2022 wiederhergestellten Verschleißkörper ebenfalls erhebliche Verluste aufgetreten. Um die Substanz und Funktion der Schutzdüne zu sichern, ist ein Wiederaufbau des Verschleißkörpers auf einer Länge von fast 800 Metern erforderlich. Hierfür werden knapp 52.000 Kubikmeter Sand benötigt.

orkantief

Wachsende Herausforderungen

„Die Menschen an der Küste sehen sich bereits heute mit wachsenden Herausforderungen durch die Klimakrise konfrontiert. Und die Sturmfluten im Winter haben gezeigt, dass wir noch mehr für den Schutz der niedersächsischen Küste tun müssen. Der beschleunigte Meeresspiegelanstieg wird den Handlungsdruck zukünftig noch erhöhen. Der tiefliegende Lebens-, Wirtschafts- und Naturraum in Niedersachsens Norden kann nur durch einen wirksamen Küstenschutz dauerhaft gesichert werden“, so Umweltminister Meyer.

Generalplanung Küstenschutz

Auch für die Folgejahre seien mehr als 43 Millionen Euro für die Umsetzung der Schutzprojekte an der Küste vorgesehen. Der Küstenschutz werde aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes finanziert. Davon trägt der Bund 70 Prozent und das Land übernimmt 30 Prozent. Die Verwendung der Mittel erfolge auf Grundlage der Generalplanung Küstenschutz, der Bedarfsanmeldungen und unter Berücksichtigung der Dringlichkeit der einzelnen Vorhaben.

Für Bauprojekte im Bereich der 22 Hauptdeichverbände seien in diesem Jahr rund 51,5 Millionen Euro eingeplant. Insgesamt werden in den Verbandsgebieten zwischen Dollart und Elbe Mittel für die Umsetzung oder Planung von über 100 Einzelprojekten zur Verfügung gestellt. Die für landeseigene Vorarbeiten sowie Vorhaben auf dem Festland vorgesehenen Mittel belaufen sich auf knapp 12,9 Millionen Euro.

Meyer informierte sich über ein aktuelles Deichbauvorhaben: Die Deicherhöhung im Bereich des Hafens Harlesiel beginnt in den kommenden Tagen. Auch die 2019 begonnene Deicherhöhung zwischen Manslagt und Upleward in der Krummhörn (Ostfriesland) werde 2024 fortgesetzt. Beide Deichbauprojekte werden durch eine umfangreiche Salzwiesenrenaturierung begleitet.

Beitragsbild: Wintersturm auf Norderney. Foto: Leidig – eigenes Archiv – Leidig